Corinna Griesbach schreibt:
2009 habe ich im Privatdruck die erste Ausgabe der Literaturzeitschrift HALLER herausgebracht.
Mein Konzept sah vor
- literarische Kurzgeschichten jenseits der Genre-Grenzen zu einem Thema zusammenzustellen;
- dazu Bilder, die nicht die Texte illustrierten, sondern eigenständig das jeweilige Thema zum Inhalt hatten, streiften, beleuchteten …;
- und, ganz, ganz wichtig: Lesungen, Lesungen, Lesungen! Also Präsentationen der Texte und Bilder, die Möglichkeit der Begegnung aller Beteiligten untereinander und mit ihrem Publikum.
Mein Ziel war, HALLER bis Ausgabe 3 mit Leben zu füllen und am Leben zu erhalten. Ausschreibung, Auswahl, Lektorat, Layout und Satz, Druck, Werbung und Vertrieb blieben privat und in meiner Hand und die Zeitschrift wurde zum Druckpreis abgegeben.
Bevor ich das Ende von HALLER nach Ausgabe 3 verkünden konnte, hat Michael Haitel das unerwartete und ungewöhnliche Angebot gemacht, Layout und Satz zu übernehmen.
Eine ungewöhnliche Zusammenarbeit begann – mit viel Erfolg bis Ausgabe 10. Als dieses – mein nächstes – Etappenziel erreicht war und nach vielen wunderbaren Lesungen, habe ich Michael gesagt, dass HALLER mit Ausgabe 10 und einer großartigen Lesung und Ausstellung nun einen würdigen Abschluss gefunden habe.
Doch es kam anders: Michael glaubte an das Konzept und übernahm HALLER als Imprint offiziell in seinen Verlag; Werbung, Druck, Vertrieb und nicht zuletzt das Risiko lagen bis Ausgabe 20 nun in seiner Hand und mir blieben die Ausschreibung, Auswahl der Texte, das Lektorat, die Organisation der Lesungen und damit die ganze Freude.
HALLER 21 konnte ich aus diversen Gründen nicht in Angriff nehmen – und zum dritten Mal ging Michael auf mich zu und schrieb HALLER 21 ohne mich aus mit dem Ziel, meinen Teil der Arbeit und Freude zwischen den Ausgaben 20 und 22 zu übernehmen.
Nun sagt Michael mir, dass er die Ausgabe 21 nicht stemmen kann und als Ausblick in die Zukunft auch aus finanziellen Gründen die Reißleine für dieses Projekt ziehen muss.
Das verstehe ich zu hundert Prozent, denn ohne ihn gäbe es HALLER schon seit Jahren nicht mehr, allein hätte ich das finanzielle Risiko und den logistischen Aufwand nicht bewältigt.
Was bleibt uns? Fünfzehn Jahre haben wir dieses ungewöhnliche Kind HALLER begleitet und uns oft genug von ihm überraschen lassen, haben großartige Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler kennengelernt und ungewöhnliche Texte gelesen.
Ich wurde dabei über all die Jahre von der Freude und Euphorie getragen, die der Kontakt mit euch, euren Texten, besonders unsere Begegnungen mir geschenkt haben.
Danke an Michael, ohne den HALLER nach 3 bzw. 10 Ausgaben Geschichte gewesen wäre – nun sind es stolze 15 Jahre geworden.
Bleibt dem Schreiben und der Kunst treu!
Bleiben wir in Kontakt: corinna_griesbach_autorin und @p.m.a.c.h.i.n.e.r.y bei Instagram.